36. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen am 16. und 17. Mai 2014 in Markkleeberg
(Dr. Jochen Rascher, Arbeitskreis Bergbaufolgen; Dr. Gerda Standke, Freiberg)
Im Süden von wurde seit dem 17. Jh. Braunkohlen gefördert. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. entwickelte sich hier ein Schwerpunkt der Karbochemie (Treibstoffe, Teere, Öle u. a.). „Bessere Kohle – besseres Leben“ lautete die Parole in der Aufbauzeit nach dem Weltkriegende 1945; „Kunst statt Kohle“ war ein Motto nach der Wiedervereinigung 1990. Beide Thesen fokussieren wie kaum andere die unterschiedlichen Sichten auf den Braunkohlenbergbau seit seinem Bestehen: Kohle als bis in die Gegenwart unverzichtbarer Energie- und Rohstoff einerseits und verdammenswerte Ursache für Umwelteingriffe andererseits. Heute erzeugen im Süden von Leipzig die im globalen Maßstab modernsten braunkohlengefeuerten Großkraftwerke Strom. Die seit 1990 stillgelegten Braunkohlentagebaue wurden bergmännisch saniert und geflutet; die Restseenkette des „Leipziger Neuseenlandes“ hat sich inzwischen zu einem attraktiven wassertouristischen Reiseziel entwickelt.
Die 36. Tagung des Arbeitskreises Bergbaufolgen in der Orangerie von Gaschwitz (Markkleeberg) spannte vor siebzig Zuhörern aus der Geologie, dem Bergbau und der Tourismuswirtschaft mit drei Vortragsblöcken den Bogen von den geologischen Voraussetzungen für den Braunkohlenbergbau über die Braunkohlenplanung und Tagebausanierung seit 1990 bis zur touristischen Folgenutzung der Restseenkette. Mit der „Mitteldeutschen Straße der Braunkohle“ und der Inwertstellung geologischer Besonderheiten der Region wird versucht, auch geotouristisch interessierte Gäste zu bedienen.
Der Vortragsteil der Tagung ging mit einer Befahrung der „Vineta“ und anregenden Gesprächen im Bistro am Dispatcherturm des ehemaligen Tagebaues Espenhain am heutigen Störmthaler See zu Ende.
Die Busexkursion am Samstag führte zum aktiven MIBRAG-Braunkohlentagebau Vereinigtes Schleenhain, wo vom Leiter Geotechnik – Herrn Dr. Struzina – der Gewinnungsprozess incl. spezieller Techniken bei der Abraumverkippung zur Vermeidung von sauren Bergbauwässern erläutert wurde, bis zu den vielfältigen Folgenutzungen entlang des „Leipziger Neuseenlandes“. Highlights waren die Besuche des Bergbau-Technik-Parks und des Geopfades am Markkleeberger/Störmthaler See sowie der Geologie-Bergbau-Ausstellung und der im Bau befindlichen Hafencity am Kap Zwenkau. Zum Exkursionsende erhielten alle Teilnehmer zur Erinnerung fossilführende (?) Phosphoritkonkretionen aus Ablagerungen der unteroligozänen „Ur-Nordsee“, die auf Hinweise des Zwenkauer Geologen Herrn Dr. Jäger vor dem aufsteigenden Wasser des Zwenkauer Sees geborgen werden konnten.
Alle Vorträge sind im Tagungsband (J. Rascher & G. Standke (Hrsg.): Vom Braunkohlentagebau zur Tourismusregion: Das „Leipziger Neuseenland“ – eine Landschaft im Wandel – Exk.f. und Veröff. DGG, Heft 251: 176 Seiten, 153 Abb., 10 Tab., Hannover/Duderstadt 2014, [ISBN: 978-3-86944-132-0, Preis: 39,95 €) enthalten. Das Heft bietet auch umfangreiche Beschreibungen und Literaturen zu den Exkursionsstops sowie weitere geologische, geotouristische und bergbaugeschichtliche Informationen aus dem Exkursionsgebiet.
Für die vielfältige Unterstützung und Förderung der Veranstaltung danken wir besonders der Stadt Markkleeberg, der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH in Leipzig, der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH Zeitz, dem Tourismusverein Leipziger Neuseenland e. V., dem Verein Erdgeschichte im Südraum Leipzig e. V. sowie den Betreibern des Bergbau-Technik-Parks und der „Vineta auf dem Störmthaler See“.
Informationen zur Bestellung des Tagungsbandes/Exkursionsführers sind auf der Seite der Veröffentlichungen zu finden.