Landschaftsentwicklung, Bodenschätze und Bergbau zwischen Mulde und Elbe (Nordwestsachsen)

27. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen am 7. und 8. Mai 2010 in Röcknitz
(Jochen Rascher, Freiberg)

Die Vorträge begannen mit Überblicken zur geologischen Entwicklung und zum Rohstoffpotenzial der Region. Es folgten Beiträge zum Porphyr- und Kaolin-Abbauabbau einschließlich der Rekultivierung der Tagebaue. In einem nächsten Vortragsblock wurden die Landschaftsentwicklung und Siedlungsgeschichte besprochen sowie die geotouristischen Highlights vorgestellt. Ein Vortrag widmete sich speziell den Gletscherschliffen in den Hohburger Porphyr-Bergen, die im Wissenschaftsstreit des 19. Jh. um die Glazialtheorie eine Schlüsselrolle spielten. Der öffentliche Abendvortrag berichtete über wissenschaftliche Ausgrabungen eines 290 Mio. Jahre alten Sees in der Nähe von Börtewitz.

"Zeit-Wandel-Stein", das Motto der landschaftsgenetisch und rohstoffgeologisch orientierten Ausstellung im Geoportal Röcknitz (Geopark Nordsachsen)

„Zeit-Wandel-Stein“, das Motto der landschaftsgenetisch und rohstoffgeologisch orientierten Ausstellung im Geoportal Röcknitz (Geopark Nordsachsen)

Am Samstag führte die Exkursion bei herrlichem Frühlingswetter zu den Gletscherschliffen und Tertiäraufschlüssen in der „Hohburger Schweiz“. Es schlossen sich die Besichtigung des sog. Steinarbeiterhauses Hohburg (Museum zur Steinbruchindustrie) und BefahrungenDer nordwestsächsische Raum zwischen Mulde und Elbe ist ein vom Rotliegend-Vulkanismus, den Überflutungen der tertiären „Urnordsee“ und den Inlandgletschern der pleistozänen nordischen Vereisungen geprägtes Gebiet mit markanten Porphyr-Kuppen und vielseitig nutzbaren Bodenschätzen. Heute sind das – neben Kiessand/Kies und Ton/Lehm – besonders Festgesteine (Porphyre, Kalkstein) und Kaoline, in früheren Zeiten waren es auch Braunkohle und Tertiärquarzite. Neben dem bergbaulich-wirtschaftlichen Aspekt der Region sollen seit einiger Zeit mit dem Geopark Nordsachsen auch geotouristische Potenziale erschlossen werden.

Zum Vortragsteil der 27. Tagung des Arbeitskreises Bergbaufolgen trafen sich über 50 Teilnehmer aus Geowissenschaften, der Steine-Erden-Industrie und der Tourismusbranche im Herrenhaus Röcknitz: Ursprünglich eine spätmittelalterliche Wasserburg, heute eines der Geoportale im Geopark Nordsachsen, die als touristische „Eingangspforten“ zu den geowissenschaftlichen Besonderheiten der Region dienen. Die wegen ihrer Geodidaktik mehrfach ausgezeichnete Dauerausstellung (2008 Förderpreis der Stiftung Steine-Erden-Bergbau und Umwelt, 2010 Certificate of Excellence des Europäischen Gesteinsverbandes) im Geoportal zeigt anhand der Leitthemen Porphyr-Vulkanismus, Kaolin- und Braunkohle-Entstehung sowie eiszeitliche Morphogenese die genetisch-geomorphologische Entwicklung der nordwestsächsischen Porphyr-Landschaft in Beziehung zur historischen und heutigen anthropogenen rohstoffwirtschaftlichen Nutzung. des Qurazporphyr-Bruches Lüptitz und der Kaolin-Tagebaue bei Kemmlitz an. Die Exkursion und Tagung endete am extra neu aufgebaggerten Aufschluss der Rotliegend-Seesedimente bei Börtewitz.

Für die Unterstützung möchte der Arbeitskreis Bergbaufolgen der Gemeinde Thallwitz, dem Heimatverein Röcknitz-Treben e.V., dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, der Sächsischen Quarzporphyr-Werke GmbH und der Kemmlitzer Kaolinwerke GmbH danken.

Informationen zur Bestellung des Tagungsbandes/Exkursionsführers sind auf der Seite der Veröffentlichungen zu finden.