17. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgelandschaften am 08. und 09. April 2005 in Rottleben
Zur Zeit der Kreuzzüge zog der deutsche Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, zum Kampf ins heilige Land. Während des dritten Kreuzzuges kam er im Jahre 1190 dabei auf tragische Weise ums Leben.
Doch nach der Sage ist der Kaiser nicht tot. Barbarossa soll in einer Höhle in den Bergen des Kyffhäusers verzaubert sein. Er sitzt hier schlafend an einem Tisch mit seiner goldenen Krone auf dem Kopf. Wenn die Zeit reif ist, wird Barbarossa aus dem Berg herauskommen und sein Reich wieder neu errichten. Alle einhundert Jahre schickt er einen Zwerg hinaus, der nachsehen soll, ob die Raben noch immer um den Berg herumfliegen. Ist dies der Fall, ist die Zeit des Erwachens für den Kaiser Barbarossa noch nicht gekommen. Er verfällt für weitere einhundert Jahre in seinen Zauberschlaf…
Der Besuch der Barbarossa-Höhle im Kyffhäuser, in der auch Thron und Tisch des Kaisers zu finden sind, war einer der Höhepunkte des 17. Treffens des Arbeitskreises Bergbaufolgen der DGG. Es war das erste Treffen des AK nach der Vereinigung der beiden Geo-Gesellschaften und der Zuspruch war ungebrochen. Insgesamt 60 Karst- und Altbergbau-Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil.
Der neue Seminarraum im Empfangsgebäude der Barbarossahöhle bot einen passenden Rahmen für den Vortragsteil der Tagung am Freitagnachmittag.
Nach der Begrüßung durch die Bürgermeisterin der Gemeinde Rottleben, Frau Nestler, war der erste Vortragsblock der Entstehung, Nutzung und Renaturierung der Barbarossahöhle gewidmet. Der Bogen wurde hier von den geologischen Verhältnissen im Kyffhäuser und der Genese der Karsthöhle bis zu deren Entdeckung und Nutzung für touristische Zwecke gespannt. Die Ausführungen durch profunde Kenner der geologischen Verhältnisse (J. WUNDERLICH, Jena) und der Besonderheiten des Gips- und Anhydritkarstes (M. KUPETZ, Cottbus) sowie die Ausführungen zum heutigen Renaturierungskonzept (K. KRÜGER, Braunsbedra) der Schauhöhle erhöhte Spannung und Neugier auf die geplanten Höhlenführung im späten Nachmittag.
Die Vorträge nach der Kaffeepause waren dem Bergbau und dem Naturschutzschutz im Kyffhäuser gewidmet. Kupferschieferbergbau und die Nutzung der Solquellen wurden von M. K. BRUST (Steinthaleben) und H. H. WALTER (Freiberg) anschaulich und detailliert dargestellt. So ist die Gewinnung von Kupfererz seit dem 16. Jahrhundert belegt und wurde erst im Jahre 1952 nach Wassereinbrüchen und Unfällen wieder eingestellt. Die Nutzung der Solen zur Salzgewinnung und für gesundheitsfördernde Zwecke geht bis in die Eisenzeit zurück. In Bad Frankenhausen wurden durch die Gewinnung und den Handel mit Salz die Schwarzburger Grafen reich, bevor ab ca. 1600 rückständige und starre Organisationsformen bei Gewinnung und Vertrieb die Bedeutung des „weißen Goldes“ aus dem Kyffhäuser stark zurückgehen ließen. J. PUSCH (Sondershausen) berichtete engagiert und mit großer Sachkenntnis über das Naturschutzgroßprojekt Kyffhäuser.
Nun aber auf in die Höhle, hieß es gegen 16.30 Uhr.
Zünftig mit Stiefeln, Helm und Geleucht ausgerüstet, konnte die Befahrung der Barbarossahöhle beginnen. Bald wusste jeder diese Ausrüstung zu schätzen, denn es ging auch in Bereiche, die außerhalb der „normalen“ Besichtigungstour lagen.
Die beiden Gruppen wurden von den Herren BRUST und KUPETZ geführt, die sich nicht nur als exzellente Kenner der Höhle zeigten, sondern auch zahlreiche Vergleiche zu anderen Höhlen oder Karsterscheinungen ziehen konnten. Dem alten Kaiser Rotbart waren die Fragen und die ausführlichen Antworten der Besucher wohl zu viel geworden und so fanden wir seinen Thron leer, nur die goldene Krone hatte er auf dem Tisch vergessen. Schnell fand sich jedoch ein Nachfolger, dem Barbarossas Platz offenbar viel Spaß machte.
Der erste Teil der Kyffhäuser-Tagung wurde durch einen geselligen Abend in der Höhlengaststätte beschlossen. Bei deftigem Thüringer Essen blieben die vielfältigen Eindrücke der größten Anhydrit- und Gipshöhle Deutschlands lebendig.
Am Sonnabend, den 9. April trafen sich die Exkursionsteilnehmer, um per Bus den Kyffhäuser zu umrunden und zahlreiche Aufschlüsse zu besuchen.
Bei Kälte und heftigem Regen startete der Bus pünktlich um 8.00 Uhr. Trotz des unfreundlichen Wetters waren alle in bester Stimmung und die Herren Exkursionsführer BRUST und KUPETZ schafften es, die gute Laune der Teilnehmer noch zu steigern. Sachliche und humorvolle Informationen zu Geologie, Morphologie und Geschichte verkürzten die Fahrtzeit von Beginn an. Es ging zunächst nach Tilleda.
Nach der geologischen Einführung in das Gebiet und kurzem Eintauchen in die Geschichte der Königspfalz wurden die Teilnehmer mit verschiedenen Karsterscheinungen, wie die Schwinde der Wolweda und Höhlen, bekannt gemacht. Die Solequelle in Artern, die inmitten des Friedhofes entspringt, sowie verschiedene Salzfloren am Solgraben waren der nächste Exkursionspunkt.
Mit dem Halt in Bad Frankenhausen hörte der Regen auf. Auf dem Weg zum Quellgrund wurden wir häufig von Läufern überholt, die am Kyffhäuser Berglauf teilnahmen. Neben den Quellen und dem etwas umstrittenen Badehaus beeindruckten vor allem die durch Verkarstung hervorgerufen Veränderungen und Bauschäden der Stadt.
Nächster Stopp war die Prinzenhöhle bei Rottleben, eine Klufthöhle, die bergmännisch zu einem Keller erweitert wurde und deren Name von einem missglückten Prinzenraub herrührt. Das in der Höhle einst vorhandene wunderschönes Marienglas ist leider durch Sammler abgeschlagen und fortgebracht worden.
Alabaster, also feinkörniger schneeweißer Gips der Werra-Folge wurde im Schorn bei Steinthaleben untertägig gewonnen. Das weiche, gut bearbeitbare Material wurde zu Schmuckstücken und Gebrauchgegenständen verarbeitet.
Letzter Exkursionspunkt der Bustour waren Zeugen des sogenannten Duckelbergbaues auf Kupferschiefer im Bendelebener Holz. Ringförmige Halden, die in Abständen um 15 m den Waldboden bedecken, markieren Schächte, von deren Sohle aus das Kupfererz gewonnen wurden.
Gegen 15.30 hatte der Bus den Kyffhäuser umrundet und vor uns standen noch 2 Aufschlüsse, die „erlaufen“ wurden. Im leider etwas verwachsenen Steinbruch am Preußischen Kopf ist ein Profil vom Oberkarbon bis zum Zechstein aufgeschlossen.
Vor der Numburghöhle vermittelte die im Uferbereich des Kelbraer Stausees zu Tage tretende Solquelle abschließend einen typischen Eindruck vom durch Karsterscheinungen und Altbergbau geprägten Kyffhäuser. Ein erlebnisreicher Tag wurde hier bei einigen Sonnenstrahlen am frühen Abend beschlossen.
Das inhaltlich und zeitlich anspruchsvolle Programm konnte am Freitag und am Sonnabend ohne Abstriche realisiert werden. Die Vielseitigkeit der Exkursionen und Vorträge, das Engagement der Mitarbeiter des Geoparkes Barbarossahöhle und der Exkursionsführer, vor allem jedoch das enorme Interesse, die Disziplin und die gute Laune der Teilnehmer trotz des teilweise ungünstigen Wetters haben das 17. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen am 08. und 09.April 2005 zu einem vollen Erfolg werden lassen.
Informationen zur Bestellung des Tagungsbandes/Exkursionsführers sind auf der Seite der Veröffentlichungen zu finden.