Der Tagebau Hambach: Herausforderung eines modernen Braunkohlenbergbaus

Die eigentlich in 2020 bzw. 2021 geplante Veranstaltung musste leider infolge der gesundheitspolitischen Verordnungen aufgrund von Corona kurzfristig abgesagt werden. Der Arbeitskreis Bergbaufolgen holte diese Veranstaltung als ein Exkursionstreffen im September 2022 nach.


Exkursionstreffen des AK Bergbaufolgen am 16. und 17. September im Rheinland

Der Tagebau Hambach liegt zwischen Jülich und Kerpen im Herzen des rheinischen Braunkohlenreviers. Aufgeschlossen im Jahre 1978 in der Nähe des Niederzierer Ortsteils Hambach, lagerten unter dem 85 km² großen Abbaugebiet in bis zu 470 m Tiefe vorbergbaulich 2,5 Mrd. t Braunkohle.

Der ursprünglich bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts geplante Abbau soll nun aufgrund energiepolitischer Entscheidungen planmäßig spätestens im Jahr 2038 auslaufen. Die damit verbundenen Herausforderungen an den Braunkohlen-Bergbau inklusive der Rekultivierung des tiefsten Rohstofftagebaus in Europa sollte ursprünglich im 47. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen aufgezeigt werden. Infolge der Verordnungen in Bezug auf die Coronapandemie musste die Veranstaltung 2020 und 2021 ausfallen. Ersatzweise konnte nun ein reines Exkursionstreffen realisiert werden.

Die Tagesexkursion führte mit vollbesetztem Besuchertransporter zuerst in den derzeit etwa 400 Meter tiefen Braunkohlentagebau Hambach mit der bis zu 70 Meter mächtigen miozänen Flözfolge, überlagert von tertiär-quartären Deckschichten. Anschließend wurde die Aufschluss-Außenkippe, die 200 Meter hohe Sophienhöhe, befahren und dabei die Rekultivierungsstrategie erläutert. Beeindruckend waren der Panoramablick in die Niederrheinische Bucht bis Köln und die Aussicht auf die 600 Meter tieferliegende, vorher besuchte Tagebausohle. Die Exkursion entlang der stofflichen Wertschöpfungskette des Rohstoffes Braunkohle endete mit einem Besuch der Herdofenverkokung in der Veredlungsanlage Fortuna-Nord in Niederaußem.

Exkursionsgruppe vor dem Vorschnittbagger im Tagebau Hambach (Foto: T. Oswald)
Exkursionsgruppe vor dem Vorschnittbagger im Tagebau Hambach (Foto: T. Oswald)

Am Samstag folgte eine Kurzexkursion zum Schloss Paffendorf, dem Informationszentrum der RWE Power AG an der Erft. Eingeleitet mit einem umfangreichen, sehr informativen Vortrag zu den Rekultivierungsarbeiten im und um den Tagebau Hambach, konnte anschließend der Schlosspark mit dem Arboretum an Tertiärpflanzen besucht werden, um einen Einblick in die einstige Pflanzenwelt der miozänen Moorlandschaften der Niederrheinischen Bucht zu erhalten.

Der Arbeitskreis Bergbaufolgen dankt dem Unternehmen RWE Power AG und besonders den beteiligten Mitarbeitern aus der Lagerstättenwirtschaft, der Veredlung und der Rekultivierung für die Möglichkeit der Befahrung der Betriebsstätten. Vielfältige Informationen zum Braunkohlentagebau Hambach sind im bereits veröffentlichen Tagungsband publiziert: H. Gerschel & T. Oswald (Hrsg.) (2021): Der Tagebau Hambach: Herausforderungen eines modernen Braunkohlen-Bergbaus. – EDGG 264, Mecke Druck, 124 S., 91 Abb., 5 Tab., ISBN 978-3-86944-202-0.

Mit herzlichem Glückauf
Katrin Kleeberg & Jochen Rascher, Freiberg
Arbeitskreis Geowissenschaftliche Aspekte in Bergbaugebieten (AK Bergbaufolgen) in der DGGV